Gestern hatte ich meinen ersten Schultag bzw. Arbeitstag. Ich sag euch, das war spannend und auch sehr lustig! Das Stichwort Flexibilität sollte man dabei immer im Auge behalten…

Die Schule (rechts im Bild)  liegt schön im Grünen.

Am morgen ging es dann also erstmal via Motorrad zur Schule, der Verkehr ist hier schon sehr zäh am morgen, deshalb drängelt jeder, wo er nur kann, um irgendwie halbwegs pünktlich in der Arbeit anzukommen. So hatte es dann ein Auto besonders nötig 10cm zu nah aufzufahren und meinen Fuß zwischen Motorrad und Auto einzuklemmen. Dann wird laut rum gebrüllt und weitergefahren. Für unsere deutschen Ohren hört sich das jetzt erst mal sehrrrrr gefährlich an, doch habe ich in den (heute exakt zwei) Monaten hier in Indien noch nicht einen ernsthaften Unfall gesehen und deshalb mache ich mir da wenig Sorgen 🙂

Die YMCA English Public School liegt etwa 15 Minuten mit dem Motorrad vom Zentrum im Grünen, es ist echt idyllisch hier und man wird so herzlich begrüßt, dass man es irgendwie gar nicht glauben kann. Alle Lehrer begrüßen einen, die Schüler grüßen einen wenn man rumläuft und naja alle wollen einem immer helfen! Die Community hier ist echt herzlich und ich würde sagen, dass man deutlich den christlichen Spirit hier spürt, alleine schon, durch ihre große Gastfreundschaft!

Mein Name ist offiziell auch dabei!

Zu meiner Arbeit: Die Schule hier hat durch verschiedene Heiraten und Lehrertransfers im Moment deutlich zu wenig Lehrer, dementsprechend sind sie, wie sie sagen, sehr froh, dass ich da bin! Vorbestellt wurde ich in jeder Klasse ungefähr so: „This is Miss Alisha, she’s a new teacher here at our school, she’s going to teach you English, social studies and many more subjects, so get ready for her!“ Meine Güte dachte ich mir dann, no pressure at all…. und lächelte schön. So kam es dann auch gleich mal, dass ich an meinem ersten Tag sechs Klassen übernommen habe à 30 Minuten. Zwei 10. Klassen in Englisch und Politik (wo ich kurzerhand mal was über die Wichtigkeit von Parteien improvisieren musste). Eine 8. Klasse in Englisch. Und dreimal zweite Klasse in English und Moral Studies. Was soll ich sagen… Lehrmaterial hatte ich nicht, also bin ich in den Raum gekommen, habe mich nochmals vorgestellt habe mir das Kapitel, das wohl für heute geplant abfotografiert und hab mit der Klasse losgelegt. Natürlich war es ein ganz schöner Spagat zwischen Improvisation und teilweise auch Verständnis bei den jüngeren Schülern, aber insgesamt hatte ich immer das Gefühl am Ende der Stunde ihnen etwas beigebracht zu haben!

Karate lernen hier alle (zur Selbstverteidigung), außerdem auch Yoga, um mental stark zu werden.

Das Verhalten und die Disziplin der Schüler haben mich jedoch am allermeisten vom Hocker gehauen! Man kommt in die Klasse alle stehen auf, begrüßen einen und warten bis man sagt, dass sie sich hinsetzten dürfen. Dann bedanken sie sich dafür. Es ist meist deutlich ruhiger und alles sieht geordneter aus, obwohl schon mal gut 45 Kinder in einer Klasse sind  (liegt vielleicht auch an den Uniformen?) und der Fokus liegt auf dem Lehrer. In den jüngeren Klassen sind dann auf einmal Schüler an mein Pult gekommen und haben ihren Arm mit geballter Faust rausgestreckt und mit dieser Geste gefragt, ob sie auf die Toilette dürfen, dann hänge ich ihnen einen „hallpass“ um und sie dürfen gehen. Wenn sie zurück kommen, bleiben sie an der Tür stehen, machen die selbe Geste und fragen, ob sie wieder rein dürfen. Das selbe passiert dann auch, wenn die Kinder etwas trinken wollen, so kam es, dass auf einmal sieben Kinder vor dem Pult stehen… Kurz um habe ich eine allgemeine Trinkpause gemacht und ich glaube, da das sonst niemand macht, fanden sie diese „Trinkparty“ ziemlich cool!

Ja, das Tafelbild sollte in Zukunft besser werden! Der Inhalt ist jedoch spannend!

Heute habe ich unter anderen noch eine 10. Klasse spontan in Biologie unterrichtet … Mendel und die dominante und rezessive Vererbung. Im Moment bin ich doch recht froh so „alles“ in Deutschland mal gelernt zu haben! Außerdem haben wir in Moral Studies über 3-Wort-Sätze der Kommunikation gesprochen. Dort hatte ich echt das Gefühl die Schüler zu ermutigen, an sich zu glauben, ihren Wert als Individuum zu erkennen und Respekt als Schlüssel zur guten Gemeinschaft zu sehen. Am Anfang lachten alle einen Schüler aus, da er nicht so gut vorlesen kann, dann habe ich mit ihnen noch mal genauer erörtert, was Respekt heißt, wie das mit Wertschätzung und gegenseitiger Unterstützung zusammenhängt und wie wichtig es ist, das vorzuleben. Als der Schüler sich ermutigt genug gefühlt hat, hat er nochmals vorgelesen und die Klasse hat ihm bei schwierigen Wörtern geholfen. Hach freut man sich dann!!! Da wird einem erstmal bewusst, was für einen Einfluss man doch als Lehrer/Autorität haben kann und darf.

Die gelben Busse erinnern mich an Canada 🙂

Pünktlich um 14 Uhr geht es dann mit den schuleigenen Bussen nach Hause, ich werde immer an einem Punkt abgesetzt und jemand holt von dort aus ab und bringt mich zur Wohnung. Dort esse ich dann Mittag und gehe meinen kreativen Hobbys nach. Um 17 Uhr kommt dann mein Hindi teacher und ich lerne 10 verschiedene ‚a‘, ‚ka‘ und ‚ta‘, die sich einfach alle für meine Ohren komplett gleich anhören (sagen Lisa und Carlota aber auch). Naja, Rimil hat Vertrauen in mich und glaubt, dass ich das schaffe… Naja gut, dann glaub ich das eben auch!

4 Kommentare

  1. Wow, what a turn of events from just a couple of weeks ago. And what a surprise to hear that you are teaching school classes. I am just amazed about what you are experiencing, Alicia, and how you take on new challenges with energetic confidence. We are all proud of you and are wishing you furthermore God’s best of blessings as you delve into this new phase of your life in India.
    Keep up the informative and fun-to-read blogs!

    1. Yeah, right, I am a little surprised myself how great the change is and how different I wake up every day! Of course it’s still sometimes hard, when you get up early in the morning, have to take a cold shower and well have to deal with kids and teenager, who you’re supposed to teach something good! But in the end you’re rewarded with big smiles! Today I got some good feedback from the headteacher, everybody is very impressed of my work and how I deal with the students. Weird thing is, nobody is even observing my classes, well the students must talk good about me?! That was a good compliment to me!

  2. I cannot believe how spontaneously you managed this day! I was totally astounded and very proud of you. Great job! I won’t be surprised, if you came home and said you would love to be a teacher. Mendel to go in India 🙂
    Sentence No. 6: Go for it!

    1. Yeah, today I even had to teach year eight maths class… You know how I hate that and on top of that, the lesson was about Roman numerals which I barley know up to ten. But well, with a little bit of pretending to know and a game called „the-class-claps-wildly-if-the-answer-a-student-wrote-on-the-board-is-right“ and me strongly admitting and nodding to it, the class loved that party lesson( I had to close the door to avoid disturbing other classes). Anyways, I am still gonna tell them, that I can’t teach maths… This time I was lucky but imagine year ten…

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