Vor meinem Diwali Beitrag hatte ich mich eine ganze Zeit lang nicht gemeldet. Das liegt daran, dass ich gerade eine echt harte Zeit durchmache! Bis vor Indien hatte ich nie eine richtig krasse und herausfordernde Krise, Aufgabe, Situation oder Ähnliches… klar, da ist das Abitur, das ist herausfordern, aber eher im Sinne anstrengend und nicht zermürbend und fertig fertig machend. Auch gehöre ich nicht zu den Menschen, die Leid erlebt haben oder mit einer Krankheit zu kämpfen hatte. Ich bin behütet, geliebt, sicher, flexibel, eigenständig und kommunikativ aufgewachsen!

Indien bringt mich an meine Grenzen hier. Zum Beispiel der ständige Lärm permanent um mich herum, verursacht von Motorrädern, Tempelmusik, wenn ich schlafen möchte, Kinder die an meine Tür pochen, Menschen die laut nach einem Selfie schreien… rund um die Uhr Dauerbeschallung, die mich aggressiv macht. Außerdem das Essen: jeden Tag, jeden einzelnen Tag, gibt es Daal, Chapati, Reis, Kartoffeln und ein paprikaartiges Gemüse, das seine Farbe nur ab und zu wechselt, das ist dann die Varietät. Vielleicht bin ich vitaminmäßig schon Mangel ernährt? Keine Ahnung? Die Arbeit: Kommunikation ist hier so schwierig, Leute reden hinter meinem Rücken über mich, Erwartungen bleiben unausgesprochen, sind aber da, ich kann keinem wirklich vertrauen. Deshalb wechsle ich jetzt nach Bedenken auch die Organisation.

So gerne, würde ich jetzt meine Koffer packen und sofort nach Deutschland zurückfliegen und mich in die Arme meiner Familie werfen und eine Butterbreze essen, danach einen großen Salat und dann in mein schönes Bett kriechen…. Doch muss ich mich immer wieder dran erinnern, dass das was ich hier mache ein Privileg ist, ich habe die Möglichkeit zu reisen und zu entdecken und trotzdem wieder zurück zu kehren in meine Heimat, Deutschland.

Deshalb versuche ich jeden Tag mir zu sagen: Ich bin privilegiert! Ich darf diese Erfahrung machen! Ich habe meine Familie, die ich wieder sehen werde! Ich kann meinen Blick weiten! Ich muss geduldig sein, jetzt wo es mir so lang vorkommt bis ich nach Hause komme! Ich werde stärker aus dieser Erfahrung!

Wo leben wir nur! Eine sehr gute Freundin und ich unterhielten uns über den Fakt, wie wenige Länder doch so „organisiert-aufgeräumt sind“. Wir kamen grob auf diese Länder: Deutschland, Schweiz, Österreich, BeNeLux, UK, Skandinavien, Baltikum, Nordamerika (abgesehen vom Gesundheitssystem teilweise), Australien, Neuseeland, Frankreich (schon eher Grenze), asiatischer Raum (Japan, Singapur) und vielleicht noch die Emirate. Klar ist das nur grob, aber schon krass, diese Handvoll Länder, die die Reichsten der Welt beherbergen. Wie schön, dass wir sagen könne: „Ach jetzt gehts wieder in die schöne Heimat“, aber wie überwältigend, dass alle anderen Länder diesen Zustand nicht haben? Wie klar wir das geworden ist!

Meine Bustheorie: Ich stelle mir meine Reise hier im Moment wie eine Busfahrt mit einem uralten Bus vollgepackt mit Menschen vor. Dieser Bus muss durch die Berge, es gibt gefährliche Kurven die einem richtig Angst machen und Kurven die einen Übelkeit verspüren lassen. Es gibt Steinschläge und zwischen durch immer wieder einen platten Reifen. Die Menschen gehen sich immer wieder auf die Nerven und man fragt sich: Wann hat das ganze ein Ende? Hätte ich nicht einfach lieber die Gondel nehmen sollen? Letztendlich kommt man aber hoffentlich doch an, hat die Leute liebgewonnen, da man es gemeinsam geschafft hat und das Adrenalin und die Endorphine durchströmen einen vor Freude und Strahlen über die Aussicht!

Fazit: Ich hoffe mit dem Organisationswechsel, wieder meine Freude, fröhliche Art wiederzufinden und aufblühen zu können und Indien tatsächlich genießen zu können, vor Ort werden auch dt. Freiwillige sein, was hier aktuell nicht der Fall ist, mit denen ich meine Erlebnisse teilen und bereden kann. Auch wenn es schwierig ist, will ich es mit dieser zweiten Chance probieren und vielleicht verfliegt dann ja die Zeit bis zur Heimreise? Keine Ahnung was kommt…Sicherheit gibt mir, dass ich jeder Zeit nach Hause gehen kann, wenn ich wirklich möchte, denn ich bin hier nicht gefangen!

2 Kommentare

    1. Und ich wurde an meinem Platz für die Krise belohnt! Klar, hat man sein „Anfangshoch“, doch fühle ich mich hier nach meiner offiziellen ersten Woche sehr wohl und kann ganz gemütlich auf der Couch diesen Beitrag schreiben!

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