Mein erstes Weihnachten von Zuhause weg… wahrlich ohne Oma’s Rinderrouladen, Plätzchenteller oder Fußbodenheizung. Wie soll das nur werden? Jeder weiß, das Weihnachten in der Ferne herausfordernd sein kann, vor allem, wenn man doch noch so ein junger Hüpfer, wie ich, bin.
Aber jetzt mal von Anfang an, natürlich möchte ich euch nichts vorenthalten…
Christmasgatherings
Circa zwei Wochen vor Weihnachten fangen hier alle an auf so genannte „Christmas Gatherings“ zu gehen, beziehungsweise sie zu veranstalten. Das heißt Veranstaltungen, auf denen weihnachtliche Tanz-/ Sing-/ Gebets/- und Redebeiträge von verschiedensten Gruppen eingebracht werden.

Da YMCA so viele verschiedene Zweige hat, wurde ich dort bereits auf eine gute Anzahl an Events eingeladen, außerdem noch von der Kirche hier, wo einige meiner Vorgesetzten hingehen. Man stelle sich also vor, dass man immer als „Ehrengast“ NATÜRLICH in die erste Reihe gesetzt wird und man vier Stunden mit den lautesten Lautsprechern beschallt wird, ob man will oder nicht. Man sieht wirklich, wie sich alle richtig viel Mühe geben, Choreographien einstudiert haben und als Chor geprobt haben, doch ist dieser Eventmarathon einfach auf Dauer reiner Stress und man wünscht sich einfach nur mal eine ruhige Adventszeit, mit besinnlicher Musik und nicht dröhnendes Kopfschmerzen verusachendes Gepläre…. Die 30 Minuten Reden, der anderen „Ehrengäste“ macht das Ganze dann auch irgendwie nicht besser…

Am 22. Dezember findet dann schließlich das letzte Gathering an, das im Verhältnis auch nur 2,5 Stunden kurz war. Heleane, meine Mitfreiwillige, die am 18. Dezember hier in Ranchi gelandetet ist, Carlotta und ich hatten ein paar harte Tage danach und sind etwas ausgelaugt… unsere erste Lebensmittelvergiftung haben wir hinter uns. Ja, das ist der nicht so schöne Part hier in Indien, man verbingt schon manchmal geraume Zeit im Badezimmer und zweifelt manchmal in frühen Morgenstunden an seinen Entscheidungen aka: Wieso mache ich das ganze nochmal? Normalerweise vertrage ich ganz gut hier Essen, aber wahrscheinlich stand das Gathering Buffet einfach schon zu lange draußen und das leckere indische Essen ist dann später nicht mehr allzu lecker, wenn man Zuhause ist.

Heilig Abend
Tagsüber habe ich ein wenig aufgeräumt, gekocht, ausgeschlafen und Heleane und ich waren frisches Obst und Gemüse einkaufen. Danach habe ich mir noch Schokoladen Lava Cake gegönnt, leicht überteuert, aber komm schon, es ist Weihnachten. Besinnlich um unseren Tannenbaum saßen wir dann in unseren kalten Wohnung und sooooo besinnlich war es dann doch nicht temperaturtechnisch.

Aber der Abend war echt noch nett, Weihnachtsmusique, Rimil hat uns schöne Geschenktüten mit Blumen, Schoki und einer Karte gemacht und ein Bierchen gabs auch dazu. Besonders gefreut habe ich mich natürlich über das Päckchen aus der Heimat, mit warmen Wollsocken, roten Tee, Landjäger, Samen für ein Kräuterbeet im Frühling, Strumpfhosen, weitere Socken und vieles mehr! Schließlich habe ich dann noch mit meiner Familie geskypt. Eigentlich war es zu dem Zeitpunkt schon der 25. Dezember, doch bekam ich um 2 Uhr morgens (ich war noch am skypen) einen Anruf von Rimil, dass er mit ein paar Freunden unten auf uns warten würde….

Weihnachtsfeiertag No. 1
Roadtrip: Schnell in die Jeans schlüpfen, neue Wollsocken an, T-Shit, Pulli und Winterjacke und los gehts! Es ist recht frisch, naja irgendwie auch logisch um 2 Uhr morgens, unten wartet ein kleines Auto auf uns. Wir (Carlotta und ich) setzten uns rein, sagen hallo zu Pakiyas und dem anderen Typ, dessen Name ich nicht schreiben kann. Erst düsen wir in Ranchi rum, hören Weihnachtsmusik und genießen die leeren Straßen, später fahren wir langsam aus Ranchi raus, in Richtung Pretoria, es gibt viel zu sehen! Die Pflanzen werden „dschungeliger“, es gibt Berge, kleine Häuser überall. Die Fahrt auf der ungewöhnlich neuen Straße ist lustig! Als wird zum tanken gehen, meinen die Jungs, dass wir lieber drin bleiben sollten. Eine Sache, die mir hier sehr auffällt: hier sind alle immer sehr um unsere Sicherheit bedacht und die Jungs sind deutlich mehr „gentlemen-like“ als ich es aus Deutschland kenne, sehr schön, wie ich finde. Wir machen unter anderem Halt um 4 Uhr an einem kleinen Teestand, trinken Chai und genießen den kühlen Morgen.

Tatsächlich sind es hier wirklich nachts nur noch 3-4 Grad und man sieht echt gut seinen Atem. Die Fahrt geht weiter, wir fahren weit raus, fast 60km von Ranchi sind wir weg, als wir an einer schönen Aussichtsplattform sind, da es aber dunkel ist, verkrümmeln wir uns bald wieder ins warme Auto. Wir machen uns langsam auf den Rückweg, als auf halben Weg Rimil einfällt, dass er doch noch gerne den Sonnenaufgang vom Aussichtspunkt sehen würde – wir fahren also langsam wieder zurück. Angekommen in morgendlicher Frühe, kann man über das ganze Tal gucken und es hat irgendwie einen magischen Touch! Langsam werden alle ein wenig müde, wir schlafen im Auto, bleiben wieder irgendwo stehen, um irgendwas anzugucken und fahren wieder weiter. Letztlich kommen wir um 8:30 Uhr in Ranchi wieder an. Was für ein Morgen?!
Brunch: Zwei Stunden Schlaf gönne ich mir, dann bereite ich den angekündigten 11:30 Uhr Brunch vor, gekochte Eier, Toast, Obst und Gemüse, Samosa und Duska, alles ist da, wir sind eine große Gruppe, obwohl nur die wenigsten wirklich zugesagt habe (eine Sache, die mich tatsächlich stört hier, diese Unzuverlässigkeit…). Es ist eigentlich ganz lustig, ich bin auch kaum müde, ich schätze mein Körper läuft auf Notreserve – Weihnachtsnotreserve!
Abend: Und weil das alles ja natürlich noch nicht gereicht hat, kamen am Abend nochmal Leute und es wurde grade weitergefeiert!

Jap, ich glaube ich brauche euch nicht sagen, wie die nächsten zwei Tage danach aussahen…. schlafen, essen, schlafen, essen, so in etwa. Ich hoffe ihr hattet auch schöne Weihnachtstage! HOHOHO liebe Grüße, von eurer Alicia!